[Solardaecher] Gentechnik in der Landwirtschaft - Podiumsdiskussion

Christian Budach budi at higashikaze.de
Fr Apr 16 17:00:15 CEST 2010


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-------------- nächster Teil --------------
Hallo,

im Folgenden gibts ein paar Infos zu einem sehr interessanten Thema, das am Montag diskutiert werden soll.

Schönen Gruß
Christian

Gentechnik in der Landwirtschaft - Erfahrungen aus erster Hand
Percy Schmeiser in Potsdam

Wir laden Euch herzlich ein zur Podiumsdiskussion in Potsdam, Haus der Natur,
Reimar-Gilsenbach-Saal am Montag, dem 19. April 2010 um 19.00 Uhr.

Ablauf:

- Begrüßung durch Burkhard Voß

- Kurzfilm: „David gegen Monsanto“

- Podiumsdiskussion    
Moderator: Bernward Geier
Teilnehmer:    - Percy Schmeiser
        - Prof. Hubert Weiger, BUND-Bundesvorsitzender
        - Vertreter des Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und 
Verbraucherschutz
(angefragt)
        - Reiner Gabriel, Landesimkerverband
        - Christof Potthoff, Aktionsbündnis Gentechnikfreie Landwirtschaft Bbg 

Percy Schmeiser (* 5. Januar 1931) ist ein kanadischer Farmer und
Saatgutzüchter aus Bruno in der Provinz Saskatchewan. Auf seinen eigenen
konventionellen Rapsfeldern und den Bio-Rapsfeldern seiner Frau Louise wuchs
genveränderter und patentierter Raps des Biochemie-Konzerns Monsanto, der
nach Angaben Schmeisers von beiden selbst nie ausgesät worden war. Er nutzte
einen Teil der Ernte dieser gentechnisch veränderten Pflanzen für die
Wiederaussaat auf seinem Land. Deswegen wurde er durch Monsanto wegen
Patentverletzung verklagt. Gemeinsam mit seiner Frau wurde er 2007 für den
Widerstand gegen Monsanto und den Kampf gegen die Agrogentechnik mit dem
Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Im Jahr 1997 fand Schmeiser laut eigenen Angaben erstmalig die gentechnisch
veränderten „Roundup-Ready“-Rapspflanzen des Agrochemie-Konzerns Monsanto auf
seinem Land. Er behauptete, die Samen müssten durch den Wind vom Feld eines
benachbarten Bauern oder von einem vorbeifahrenden LKW dorthin gelangt sein.
Im Folgejahr säte er daraus gewonnenes Saatgut auf einer Fläche von rund 400
ha aus, jedoch ohne diese Fläche mit Roundup zu behandeln, worauf er vom
Herstellerkonzern wegen Patentverletzung verklagt wurde. Diese Klage war mit
einer Forderung von 200.000 Dollar verbunden. Monsanto hatte ihn vor der
Aussaat darauf hingewiesen, dass es sich um patentiertes Saatgut handelte,
für das er keine Lizenz besaß.
Der Konzern berief sich darauf, dass laut Patent die Nutzung von
Roundup-Ready-Raps an den Kauf des Unkrautvernichtungsmittels Roundup
gebunden und eine selbständige Vermehrung des daraus gewonnenen Saatguts
durch die Landwirte ohne Zahlung einer vertraglich festgelegten Summe an
Monsanto ausgeschlossen sei. Die Raps-Sorte wurde genetisch so verändert,
dass sie gegen das Mittel resistent ist, während andere Pflanzen auf einem
damit behandelten Feld absterben. Schmeiser hielt dagegen, dass Landwirte
seit jeher das Recht gehabt hätten, Saatgut auf ihrem eigenen Land selbst zu
vermehren. Es ist seiner Meinung nach unzulässig, dieses Recht in Form der
von Monsanto oder anderen Agrochemie-Konzernen aufgeführten Patente zu
beschneiden oder zu umgehen.
Der Rechtsstreit zog sich über mehrere Jahre hin; die 2004 gefallene
höchstrichterliche Entscheidung erlegte dem Landwirt keine Lizenzzahlungen
und keinen Strafschadensersatz auf, da er nicht von den besonderen
Eigenschaften der Roundup-resistenten Rapssorte profitiert hatte, hielt aber
fest, dass er prinzipiell nicht das Recht hatte, die patentierte Sorte
wissentlich anzubauen, nur weil sie zufällig auf seinem Land aufgetaucht war.
Während dieser Zeit des Rechtsstreits wurde Schmeiser zunehmend bekannt als
Symbolfigur und Sprecher im Kampf unabhängiger Landwirte um ihre Rechte und
als Verfechter strenger Regulierungen und Haftungspflichten für den Anbau
gentechnisch veränderter Pflanzen. Er nahm und nimmt noch immer weltweit
viele Einladungen zu Vorträgen an und warnt eindringlich vor der Ausbreitung
und dem Einsatz von genmanipulierten Pflanzen in der Landwirtschaft.
Im Oktober 2000 wurde Schmeiser für seinen Einsatz mit dem Mahatma Gandhi
Award geehrt, 2007 wurde dem Ehepaar Percy und Louise Schmeiser der
„Alternative Nobelpreis“ verliehen:
„
 for their courage in defending biodiversity and farmers' rights, and
challenging the environmental and moral perversity of current interpretations
of patent laws. (
 für ihren Mut bei der Verteidigung der Biodiversität und
der Rechte der Landwirte und dafür, dass sie die Perversität der
gegenwärtigen Auslegung der Patent-Gesetzgebung in Bezug auf die Umwelt und
die Moral aufzeigen und anprangern.)“ (Begründung der Jury)
Im Januar 2008 war Schmeiser für drei Wochen auf Vortragsreise in
Süddeutschland und Österreich, nach seiner Rückkehr nach Kanada wurde am 23.
Januar 2008 ein weiterer Prozess eröffnet, in dem diesmal Schmeiser die Firma
Monsanto wegen fortgesetzter Kontamination seiner Felder verklagte, nachdem
im Jahr 2005 erneut der von Monsanto patentierte Raps auf seinen Feldern
aufgetaucht war. In dem Prozess kam es jedoch nie zu einem Urteil, da vor
einer für den 19. März 2008 angesetzten Verhandlung Monsanto die Forderungen
Percy Schmeisers nach dessen Vergleichsangebot außergerichtlich akzeptierte
und die Kosten für die Beseitigung der Pflanzen auf Schmeisers Feldern in
Höhe von 660 CAN$ übernahm. Laut Monsanto waren mit anderen Farmern bereits
vorher gütliche Vereinbarungen getroffen worden und lediglich Schmeiser habe
diese Einigung unnötig herausgezögert. Percy Schmeiser feierte den Vergleich
als Sieg. Monsanto gestand ihm abweichend von den bis dahin vorgesehenen
Verschwiegenheitsklauseln schriftlich zu, über den gesamten Vorgang
öffentlich zu berichten. Auch den sonst üblichen Verzicht auf weitere Klagen
musste Schmeiser nur für den konkreten Fall unterzeichnen. Für mögliche
zukünftige Schäden gilt dieser Verzicht nicht. Eine weitergehende Haftung
wurde seitens Monsanto für den konkreten Fall ausgeschlossen.
2009 veröffentlichte Bertam Verhaag den Dokumentarfilm David gegen Monsanto,
der den 10-jährigen Kampf der Schmeisers mit der Firma Monsanto beschreibt.


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