<html>
  <head>
    <meta http-equiv="content-type" content="text/html; charset=UTF-8">
  </head>
  <body>
    <p>Sehr geehrte Senatsmitglieder, <br>
    </p>
    <p>ich möchte Sie hiermit zu den letzten Entwicklungen bezüglich des
      studentischen Freiraums am Neuen Palais, insbesondere zu der
      Behauptung, der geplante Wanddurchbruch sei unwirtschaftlich
      informieren und dazu Stellung nehmen. <br>
    </p>
    <p>Diese Behauptung hatte Unipräsident Günther zuerst auf der
      Senatssitzung am 17.02. gemacht. Um sie besser nachvollziehen zu
      können, hatte ich als Mitglied des Senats von meinem
      Auskunftsrecht Gebrauch gemacht und nach Einsicht in die genaue
      Kostenrechnung gefragt.<br>
    </p>
    <p>Leider konnte die Behauptung jedoch nicht durch konkrete
      Rechnungen und Kostenaufschlüsselungen belegt werden. Dabei hingen
      die Kosten laut Unileitung auch von der Statik des Gebäudes ab.
      Doch auch ein Statikgutachten, das die Kostenkalkulation
      ermöglichen würde, sei unwirtschaftlich. Die gesamte
      Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, die immerhin mehrere Monate
      gedauert hat, soll also auf den folgenden Text hinauslaufen? <br>
    </p>
    <p class="MsoNormal"><i>"</i><i>Zur Wirtschaftlichkeit:</i><i> </i></p>
    <p class="MsoNormal"><i>Bei der Prüfung der Wirtschaftlichkeit
        musste vom bereits erreichten Baufortschritt ausgegangen werden.
        Die nachträgliche Umstellung des Konzepts hätte erhebliche
        zusätzliche Maßnahmen erfordert: im Mauerwerk der Wand verlaufen
        Leitungen für die Elektro- und Datenversorgung beider Räume.
        Diese Installationen müssten aufwändig zurückgebaut werden und
        die benötigten Daten- und Stromanschlüsse für die Nutzung der
        Räume stünden nicht mehr zur Verfügung oder müssten nachträglich
        an anderer Stelle neu installiert werden. Die gesamte
        Akustikdecke in beiden Räumen müsste bei Abrissarbeiten an der
        massiven Trennwand gegen Feinstaub gesichert werden. Dies alles
        hätte zu erheblichen Mehrkosten geführt. </i></p>
    <i> </i>
    <p class="MsoNormal"><i>Hinweis: Die Verpflichtung zum
        wirtschaftlichen Mitteleinsatz gilt ebenso für die vom AStA
        verwalteten Mittel (studentische Beitragsgelder!). Die Zusage
        des AStA </i>[sic!, Anm.: Das Studierendenparlament hatte diese
      Zusage ohne Gegenstimme beschlossen.]<i>, die Mehrkosten zu
        übernehmen, verbessert somit nicht die Wirtschaftlichkeit."</i></p>
    <p>Bei der Rechtsaufsicht der Studierendenschaft der Uni Potsdam,
      die eine Teilkörperschaft öffentlichen Rechts ist, gelten die <a
        moz-do-not-send="true"
href="https://www.verwaltungsvorschriften-im-internet.de/pdf/BMF-IIA3-20131220-H-06-01-2-KF-002-A001.pdf">Vorgaben</a>
      des Bundesfinanzamts zur Wirtschaftlichkeitsprüfung. Analog müssen
      hier die Ziele von finanzwirksamen Maßnahmen klar aus den Aufgaben
      der Studierendenschaft ableitbar sein. (vgl. S.12) Bei
      Förderungsmaßnahmen, die sich einer primär monetären Bewertung
      entziehen, werden diese Ziele verbal beschrieben und
      operationalisiert. (vgl. S.21) Dies hätte bestenfalls in
      Abstimmung mit der Studierendenschaft geschehen sollen, ist jedoch
      gar nicht passiert.</p>
    <p>Dabei entsprechen die Ziele des Projekts klar den Aufgaben der
      Studierendenschaft nach §16 BbgHG, wie erstens der Förderung der
      politischen Bildung eines staatsbürgerlichen
      Verantwortungsbewusstseins, weiterhin der Förderung der geistigen
      und musischen Interessen sowie der sozialen, kulturellen und
      fachlichen Belange der Mitglieder der Studierendenschaft und
      außerdem der Integration ausländischer Studierender. All diese
      Aufgaben erfordern die entsprechende Infrastruktur auf den Campus.
      <br>
    </p>
    <p>Es ist die Aufgabe Herrn Günthers, als Rechtsaufsicht nach oben
      genannten Maßstäben eindeutig nachweisen zu können, dass die
      Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist. Insbesondere in diesem Fall,
      in dem er dies als Grund anführt, aus dem das Projekt nicht
      verwirklicht werden kann. Stellen Sie sich vor, Ihnen würde auf
      ähnliche Weise nur auf Basis von Vermutungen ohne konkrete Zahlen
      die Finanzierung eines Projekts an Ihrem Institut oder an Ihrer
      Fakultät, das Ihnen wichtig ist, verweigert.</p>
    <p><br>
    </p>
    <p>Wir Studierenden glauben deshalb, dass die Ablehnung tatsächlich
      leider politisch motiviert war. Herr Günther hat zwar
      angezweifelt, dass der Senat das Recht hat, ihm eine Empfehlung
      für den Wanddurchbruch zu geben. Dabei hat der Senat
      Aufsichtsrecht über den Präsidenten bei der Erfüllung seiner
      Aufgaben. Eine gute demokratische Führungsperson einer
      öffentlichen Hochschule sollte das Urteil von wichtigen Organen
      wie dem Senat jedoch ohnehin wertschätzen und sich aufrichtig
      damit auseinandersetzen. <br>
    </p>
    <p>Die einzigen nicht-juristischen möglichen Hindernisse, die Herr
      Günther vorgebracht hat, waren jedoch weniger Arbeitsplätze,
      Stauraum und eine angeblich schlechtere Organisation des Raums.
      Dabei wurde erneut nicht auf die in den vergangenen Jahren
      mehrfach genannten Punkte eingegangen, dass Arbeitsplätze in der
      Bibliothek und der Self-Learning-Zone neben der Cafeteria bereits
      zur Verfügung stehen und tatsächlich durch die schlecht geplanten
      Zugänge durch den Unishop eine schlechtere Organisation des Raums
      zu erwarten ist, die auch bereits von Frau Herbst selbst erwähnt
      wurde.</p>
    <p>Aktuell scheinen deshalb vonseiten des Universitätspräsidenten
      ein nicht akzeptables mangelndes Interesse an den Bedürfnissen der
      Studierenden, aber auch Missachtung der Meinung des Senats und von
      Senatsmitgliedern vorzuherrschen. Ich möchte Herrn Günther aber
      gerne einladen, uns in der Studierendenschaft noch vom Gegenteil
      zu überzeugen und hoffe, dass die obige Nennung der Aufgaben der
      Studierendenschaft und der Gründe für den Freiraum dabei hilft,
      bald noch die richtige Entscheidung zu treffen und auf dem Campus
      Neues Palais Raum für ein lebenswertes Studium zu schaffen.<br>
    </p>
    <p>Die aktuellen gesellschaftlichen Strukturen und Verhaltensweisen
      sind auf Kosten meiner Generation, die in in den nächsten
      Jahrzehnten vor viele massive Herausforderungen und Krisen
      gestellt wird. Um z.B. die Klimakrise bewältigen zu können, werden
      wir viel Verantwortung übernehmen und neue Strategien miteinander
      aushandeln müssen. Kooperation lernen wir aber nicht, wenn wir
      nicht uns nicht über Gelerntes austauschen können und abends
      passiv alleine zuhause sitzen und Netflix gucken. Dazu müssen wir
      aber auch schon jetzt den Raum haben, in dem wir lernen können,
      aktiv emanzipatorisch zu handeln und miteinander umzugehen. <br>
    </p>
    <p><br>
    </p>
    <p>Mit freundlichen Grüßen</p>
    <p>Vivien Pejic</p>
    <p><br>
    </p>
    <p>PS: Angehängt finden Sie die vollständige erwähnte E-Mail, sowie
      unsere studentische Pressemitteilung dazu, die von der <a
        moz-do-not-send="true"
href="https://www.pnn.de/potsdam/studi-cafe-der-universitaet-potsdam-konflikt-um-44-quadratmeter/27026058.html">PNN</a>
      aufgegriffen wurde.<br>
    </p>
  </body>
</html>